20. Patenschaftstreffen des Schlawer Heimatkreises in Witten

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Der Verein „Ostpommern e. V. – Verein für Familienforschung und Heimatkunde“ bzw. vormals die Arbeitsgemeinschaft „Orts- und Familienforschung Schlawe“ veröffentlicht in der Pommerschen Zeitung, im Sedina-Archiv, in den Baltischen Studien und in der Zeitschrift Pommern.

Am 08.11.2003 erschien in der Pommerschen Zeitung der Artikel über das diesjährigen Patenschaftstreffen des Heimatkreises Schlawe vom 12. – 14. September 2003.

Zentrum gegen Vertreibungen nach Berlin

20. Patenschaftstreffen des Schlawer Heimatkreises in Witten

Am Freitag, den 12. September, trafen sich 39 Schüler der Vereinigung der Ehemaligen des Schlawer Gymnasiums und der Mittelschule zu einem regen Gedankenaustausch. Organisator, wie in all den Jahren zuvor, war Oskar Boll aus Duisburg.

Am Samstag ab 13.00 Uhr warteten schon zahlreiche Besucher vor dem mit Fahnen geschmückten Saalbau. Mit Eintragungen in die Anwesenheitslisten am Informationsstand konnten schon die ersten Kontakte ausgetauscht werden. Bereits im Foyer wurde den Besuchern Informationsmaterial angeboten. Wilfried Groth zeigte Literatur aus Pollnow und dem Kreis Schlawe. Dr. Jürgen Lux aus Pollnow hatte sich entschuldigt, wünschte aber ein erfolgreiches Patenschaftstreffen. Die Arbeitsgemeinschaft Orts- und Familienforschung Schlawe war vertreten durch Dr. Ulrich Neitzel, Mathias Sielaff und Michael Kallas und präsentierte die Schriftenreihe „Genealogische Schriften für Ostpommern“. Ein Buch über Mühlen des Kreises Schlawe ist in der Vorbereitung.

Kulturreferent Oskar Boll zeigte seine Postkarten mit Motiven der Städte Schlawe, Rügenwalde, Pollnow, Zanow und vielen Bauerndörfern. Die farbige Kreiskarte Schlawe fand ebenfalls großes Interesse, ebenso die Adressbücher Rügenwalde von 1937, Schlawe von 1939 und „Ut Schloag“.

Ab 14.00 Uhr war Einlass in den Festsaalbau. Dieser war mit Herbstblumen, blauweißen Fähnchen und der Pommernfahne geschmückt. Wappen der vier Städte schmückten Tische und Bühne. Der erste Vorsitzende Gerhard Krüger konnte die inzwischen eingetroffenen Landsleute und Gäste herzlich willkommen heißen. Als Gäste konnte er Heinz Baumann, erster Vorsitzender der PLM Witten, Frau Baumann, Kulturreferentin PLM Witten, Frau Manthey, PLM Witten, und Margrit Schlegel, Präsidentin des PKST, mit ihrem Gatten begrüßen. Die Präsidentin übermittelte herzliche Grüße zum 20. Patenschaftstreffen des Heimatkreises Schlawe, vom Präsidium des PKST und des Bundesvorstandes der Pommerschen Landsmannschaft Zentralverband e.V.

In ihrer Begrüßungsrede bracht die Präsidentin zum Ausdruck, dass solche Treffen immer wieder von großer Bedeutung sind, um mit Freunden, Nachbarn und Klassenkameraden Erinnerungen auszutauschen. Im Anschluss konnte die Präsidentin Oskar Boll die „Pommersche Ehrennadel in Gold“ mit Verleihungsurkunde in Würdigung seiner langjährigen, herausragenden Verdienste als Kulturreferent des Heimatkreises Schlawe überreichen. Mit anhaltendem Beifall dankten die Landsleute und die Vorstandsmitglieder des HKA Schlawe. Gerhard Krüger sagte in seiner Ansprache, dass die „Patenschaftstreffen“ immer wieder ein Appell an unsere Landsleute sind, die Wurzeln zu unserer Heimat freizulegen, für ein paar Tage in heimatliches Erlebtes zurückzukehren und die Erinnerungen zu prägen. Die Pommerntage, Patenschafts- und Dorftreffen lassen uns immer wieder den Weg zu unseren Heimatfreunden finden, auch um unser Bekenntnis zur, Heimat Pommern abzulegen

Mit einem Jahresbericht führte der Vorsitzende seine Rede fort. Die Kosten für die Saalmiete, Tanzgruppen und Musik könnten nur aufgefangen werden, wenn in Zukunft der Eintritt angeglichen wird. Der Zuschuss vom Patenschaftsträger wurde 1991 eingestellt persönliche Einladungen können nicht mehr zugeschickt werden. Einen besonderen Dank richtete er an alle angereisten Landsleute und Gäste! Zum Abschluss seiner Rede wies er darauf hin, dass vom 3. bis 8. Mai 2004 eine Pommernfahrt ab Berlin in den Kreis Schlawe vorgesehen ist. Herr Baumann von der PLM Witten, geboren in Bublitz, überbrachte Grußworte und wünschte unterhaltsam Tage. Inzwischen war die Spielschaar NRW „Klingende Windrose“ unter der Leitung von Frau Schoch eingetroffen. Mit Tänzen und Liedern aus der t Heimat Pommern erfreuten sie die Zuschauer. Es war eine unterhaltsame Stunde. Der stellvertretende Landrat Rainer Kaschel, Witten, begann seinen Gruß mit einem zeitgeschichtlichen Dokument. „Liebe Mutter! Ich liege hier in einem Behelfskrankenhaus auf dem Flur und muss morgen weiter, weil alles überfüllt ist und die Russen auch hierher kommen werden. Bitte erschrick nicht liebe Mutter, aber ich bringe Gabi nicht mit habe einen erfrorenen Arm. Ich hätte Gabi vielleicht sonst noch weiter getragen, ich habe sie gut eingewickelt und an der Straße hinter Kant in den Schnee gelegt, da war Gabi nicht alleine, denn mit mir waren ein paar tausend Frauen mit ihren Kindern unterwegs. Sie legten auch die Verstorbenen in den Graben, weil dort bestimmt keine Wagen und Autos fahren“.

Das beschriebene, schreckliche Leid, so Rainer Kaschel weiter, zeige sehr deutlich, was hinter den Wörtern Flucht und Vertreibung steht. Deutschland war nicht nur ein Volk von Tätern, sondern auch der Opfer. Das Zentrum gegen Vertreibungen sei in Berlin gut aufgehoben. In der Charta der deutsche Heimatvertriebenen vom 5. August 1950 heißt es, auf Rache und Vergeltung zu verzichten.

Kaschel wünschte, das historische und kulturelle Erbe wach zuhalten mit weiteren Besuchen in der Heimat. Mit herzlichen Grüßen von Vertretungen des Landrates, de Kreistages und der Verwaltung verabschiedete sich der stellvertretende Landrat und wünschte alle einen angenehmen Aufenthalt im Ennepe-Ruhr-Kreis. Gerhard Krüger dankte Herrn Kaschel für die freundlichen Worte. Zum gemütlichen Tanzabend 20.00 Uhr hatte der Musiker Hans Czaplenski die Pommern fest im Griff. Mit Rundtänzen, Walzer und Polka sowie witzigen Einlagen war die vorgegebene Zeit schnell vergangen.

Am Sonntag, dem 14. September war um 9.00 Uhr Einlass in de Theatersaal zum Gottesdienst. Diesen hielt Pastor H. J. Kaiser, Hamburg. In sein Fürbittengebet bezog er unsere pommersche Heimat, di Gemeindeglieder, die dort ruhe und diejenigen, die fern der Heimat starben und mit uns unterwegs sind zur himmlischen Heimat ein. Lektoren waren Gerhard Krüger und Karl-Ernst Kusanke, ein ehemaliger Schlawer Schüler. Mit dem Abendmahl endete der Gottesdienst. Di sehr gute Kollekte ist für die Diakonie in Köslin bestimmt. Von Köslin aus wird auch die Deutsche Minderheit im Kreis Schlawe mit betreut. Allen Spendern sei an dieser Stelle nochmals gedankt.

Beginn der Festveranstaltung war 11.30 Uhr. Der erste Vorsitzende konnte die inzwischen eingetroffenen Schlawer Landsleute und Gäste wie Aloys Manthey, BdV-Kreisvorsitzender Witten, und als Gastredner Jürgen Dietrich, stellvertretender Bürgermeister Witten, begrüßen. Hinzu kamen die Dorfvertreter Dr. H. Kühnel, Rügenwalde, F. Prochnow, Wusterwitz, E. Albrecht, Wiesenthal, S. Gosch, Nemitz, Michael Kallas, Wendisch-Tychow, K. E. Kusanke, Schlawe, Albrecht Krolowstrand, R. H. Baumann, Altwieck, H. Ratunde, Karnkewitz, G. Schwarz, Eventin, U. Boldt, Soltikow, L. Unnasch, Ristow, R. Wockenfuß, Schlawin, Mathias Sielaff, Alt Schlawe, R. Domke, Deutsch Puddiger, und Dr. M. Ott, Sydow. „An diesem so wichtigen Tag des 20. Patenschaftstreffen in Witten seien Sie herzlich willkommen. Sie geben ein Zeichen der Verbundenheit Treue zur Heimat und Aufrechterhaltung der pommerschen Kultur und Geschichte“, so Gerhard Krüger.

Es erfolgte die Totenehrung: „Wir gedenken aller Menschen und Völkern die Opfer von Krieg und Vertreibung, von Gewalt und Willkür wurden. Der Soldaten, die nicht mehr aus der Kriegsgefangenschaft heimgekehrten. Der verschleppten Frauen und Kindern und der vertriebenen und geschädigten Personen. Begleitet von den Gedanken an unsere Landsleute, die vor zwei Jahren noch unter uns waren, stellvertretend seien Helga und Erhard Holzfuß, Altwieck, genannt. Wir gedenken aber auch in dieser Stunde dem verstorbenen Landrat Friedhelm Felsch, der viele Jahre über seine Verbundenheit zum Patenschaftstreffen Heimatkreis Schlawe zeigte. Der stellvertretende Bürgermeister und Festredner Jürgen Dietrich, Witten, bedankte sich für die Einladung. Er übermittelte die Grüße des Landrates Dr. Armin Brux, Schirmherr des 20. Patenschaftstreffens, und von Bürgermeister Klaus Lohmann, Witten. Jürgen Dietrich erinnerte an das vor zwei Jahren stattgefundene Treffen, begleitet durch Sorge, Trauer, Frustration und Zuversicht in schwieriger Zeit. Über das Internet habe er ausreichende Informationen über den Kreis Schlawe erhalten. Er ermunterte zur Wahrung und Entwicklung des kulturellen Erbes, dass nach einer fast 900jährigen Geschichte, Kultur und Tradition Deutscher Siedlungen im östlichen Mitteleuropa gewachsen ist und Gegenstand der Kulturarbeit der Vertriebenen u. Organisationen sei. „Ein Zentrum gegen Vertreibungen“ sei notwendig, so der Redner weiter. Alles soll im Geist der Zusammenarbeit und der Versöhnung mit Blick auf unsere gemeinsame Zukunft in Europa geschehen. Ein Europa mit friedlich zusammenlebenden Menschen sei das Ziel. Zur EU-Osterweiterung am 1. Mai 2004 möchte er seinen ganz persönlichen Beitrag leisten. Der Vorsitzende bedankte sich im Namen der Vorstandsmitglieder und Besucher ganz herzlich für den Festvortrag. Er verwies noch einmal darauf, dass der HKA Schlawe und die Besucher des Patenschaftstreffens für ein Zentrum gegen Vertreibungen in Berlin sind und dankte für Saalspende, Kollekte und allen ehrenamtlichen Helfern Gerhard Schwarz und Martin Boldt. Mit dem Pommernlied und der dritten Strophe des Deutschlandliedes endete die Feierstunde. Zum 20. Patenschaftstreffen waren 343 Besucher aus Nah und Fern angereist. Gegen 18.00 Uhr waren die“ erlebnisreichen Stunden beendet!‘ Zum Schluss noch ein Hinweis: am 10. bis 11. September 2005 werden wir uns zum Gedankenaustausch in Witten wiedersehen.

Friedhelm Müller, HKA Schlawe, Bartlingenkamp 7, 31311 Uetze-Hänigsen